Katzenkrankheiten
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Katzenkrankheiten |
1) FIP |
2) FIV |
3) Giardien |
4) Katzenschnupfen |
5) Katzenseuche |
6) Leukose |
7) Tollwut |
Katzenkrankheiten:
Die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine virusbedingte Infektionskrankheit, die ausschließlich Katzen (Felidae) befällt. Der Name leitet sich von der häufigsten klinischen Manifestation, einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) ab. Allerdings kann auch lediglich das Brustfell betroffen sein, weshalb selten auch der Name Feline Infektiöse Polyserositis verwendet wird. Außerdem kann ein Krankheitsbild ohne jede Beteiligung der Serosa (Auskleidung der Körperhöhlen) auftreten. Kommt es einmal zu einer klinischen Manifestation der Erkrankung, endet diese in aller Regel tödlich.
Felines Coronavirus (FCoV) | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Die Ursache für die FIP ist ein hoch virulentes Coronavirus. Das heute als Felines Coronavirus (FCoV) bezeichnete Virus wurde bis Ende der 1990er Jahre in zwei verschiedene Viren unterteilt: Das wenig pathogene, sogenannte „Feline Enterale Coronavirus“ (FECV) und das stark pathogene „Feline Infektiöse Peritonitis-Virus“ (FIPV). Letzteres ist aber lediglich eine Mutation des „FECV“ innerhalb des Trägertieres.
Die Mutation besteht aus einer Deletion im viralen Gen 3C, welche allerdings nicht immer an der selben Stelle stattfindet. Begünstigt wird die Veränderung durch das ungenaue Arbeiten der viralen RNA-Polymerase, durch welche es bei der Replikation zu einem falsch eingebauten Nukleotid pro 1.000 bis 10.000 Nukleotiden kommt. Bei einer Gesamtlänge der Virus-RNA von etwa 30.000 Nukleotiden sind also bereits 3 Mutationen im Erbgut des Virus pro Replikation „normal“.
Das FCoV kommt weltweit vor, aber nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der seropositiven Hauskatzen kommt es zur FIP-Erkrankung. Bezogen auf die gesamte Katzenpopulation hat die FIP eine Vorkommenshäufigkeit (Prävalenz) von ein bis zwei Prozent. Es werden serologisch zwei Virustypen unterschieden, wobei der vor allem in Europa und den USA auftretende Typ 1 in Zellkulturen vermehrbar ist, was der vor allem in Japan auftretende Typ 2 nicht vermag.
Die Übertragung des zunächst ungefährlichen Viruses erfolgt unter anderem durch Kontakt mit infiziertem Kot oder über verunreinigte Gegenstände. Überdies können Menschen das Virus transportieren und auf die Katze übertragen. Oft infizieren virustragende Katzenmütter ihre Feten bereits während der Trächtigkeit. Die Übertragung der bereits mutierten Form spielt vermutlich keine Rolle bei der Verbreitung der Krankheit.
Prinzipiell sind alle Katzenarten und Altersgruppen für FIP empfänglich. Am häufigsten befällt die Erkrankung Tiere im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren. Katzen in größeren Katzenhaltungen sind stärker gefährdet als einzeln lebende Wohnungskatzen. Bei Großkatzen sind besonders größere Bestände in Zoos gefährdet, Leoparden gelten als besonders empfänglich.
Pathogenese und Formen
Prozentuale
Verteilung der klinischen Ausprägung der FIP
Die Pathogenese der Erkrankung ist bislang nicht vollständig geklärt. Die Mutation der zunächst harmlosen FCoV-Variante in die sogenannten „FIP-Viren“ erfolgt im Darm und kann Jahre nach der Infektion erfolgen. Mit der Mutation erlangt das Virus die Fähigkeit, sich an Ribosomen von Monozyten und Makrophagen zu binden und sich in diesen zu vermehren (Replikation).
Man nimmt heute an, dass ob und in welcher Form die Krankheit letztendlich auftritt, vom Immunstatus des Einzeltieres abhängig ist.
Bei einem Teil der Tiere bricht die Erkrankung trotz erfolgter Virusmutation auf Grund einer starken zellvermittelten Immunreaktion nicht aus. Das Immunsystem ist dadurch in der Lage, die infizierten Blutzellen unter Kontrolle zu halten. Diese Tiere bleiben ohne klinische Symptome, scheiden aber als latente Virusträger dieses weiter aus. Bei einem Teil der Tiere wird auch eine vollständige Viruselimination vermutet, wodurch sie allerdings für Neuinfektionen wieder empfänglich sind.
Klinisch manifest wird eine FIP vermutlich erst bei Störungen des Immunsystems, z. B. durch Stress oder andere Erkrankungen, die zu einer stärkeren Virusvermehrung im Darm führen. Einen Einfluss auf die Pathogenese hat die Bildung von Antikörpern, denn diese können das Virus nicht neutralisieren. Mit vermehrter Antikörperbildung werden auch vermehrt Makrophagen aktiviert, in denen es damit zu einer weiteren Virusvermehrung kommt. Das Paradoxon, dass die eigentlich zur Bekämpfung der Krankheitserreger gebildeten Antikörper zu einer Verschlimmerung der Krankheit führen (sog. „antikörperabhängige Verstärkung der Virusinfektion“, engl.antibody-dependent enhancement), wird auch bei Viruskrankheiten des Menschen (z. B. Aids, Dengue-Fieber) beobachtet.
Punktatflüssigkeit
von einer an der feuchten Form erkrankten Katze
Bei einer schwachen zellvermittelten Immunantwort kommt es zu einer anhaltenden Virämie und zur massiven Bildung von Immunkomplexen, zur Aktivierung des Komplementsystems und von Makrophagen. Dies führt zu einer Vaskulitis und lymphoplasmazellulären Perivaskulitis (durch Lymphozyten und Plasmazellen gekennzeichnete Entzündung in der Umgebung der Blutgefäße) der serösen Häute, die zu Nekrosen führt. Einige Autoren sind allerdings der Meinung, dass es sich bei den Veränderungen um eine echte granulomatöse Vaskulitis und Perivaskulitis, also eine makrophagendominierte Entzündung der Gefäße und deren Umgebung handelt [1]. Die lymphoplasmazelluläre Perivaskulitis stellt dann ein Spätstadium dar. Makroskopisch stellen sich diese Entzündungsherde als weißliche Knötchen dar. Durch die Entzündung kommt es auch zu einem Austritt von Serum und Proteinen in die Körperhöhlen und zu Fibrinablagerungen auf inneren Organen. Diese Form ist die häufigste und zeichnet etwa 75 Prozent aller FIP-Erkrankungen aus.
Bei der trockenen Form dominieren größere Knoten, die vorwiegend innerhalb der Organe entstehen. Es handelt sich dabei um verschmolzene Entzündungsherde, die wie bei der feuchten Form aus einer Vaskulitis/Perivaskulitis entstehen. Sie werden gelegentlich auch als „granulomatöse“ Veränderungen bezeichnet, es handelt sich aber nicht um eine echte granulomatöse Entzündung. Die Flüssigkeitsaustritte sind bei dieser Form nicht anzutreffen. Man nimmt an, dass sich diese Form bei einer weniger stark geschwächten zellvermittelten Immunantwort entwickelt und sie eine mildere, protrahierte Verlaufsform darstellt. Sie macht etwa 17 Prozent der FIP-Fälle aus, allerdings ist hier aufgrund der schweren Diagnostizierbarkeit (s. u.) mit einer erheblichen Dunkelziffer zu rechen. Die Grenzen zwischen beiden Hauptformen sind jedoch fließend, in etwa 8 Prozent der FIP-Fälle treten Mischformen auf.
Symptome
Röntgenbild
der feuchten Form der FIP mit Flüssigkeitsansammlung ausschließlich in der
Brusthöhle:
1 diffuse Verschattung infolge Flüssigkeit, 2
Herz (Grenzen nicht
mehr sichtbar), 3
Luftröhre,
4 Lunge (nur noch
im hinteren oberen Teil belüftet);
Bauchhöhle
unverändert: 5 Leber,
6 Magen, 7
Darm.
Eine klinisch manifeste FIP beginnt mit verminderter Futteraufnahme (Anorexie), Abmagerung sowie wiederkehrendem, therapieresistentem Fieber. Die weiteren Symptome sind von der Form der Ausprägung abhängig, wobei fließende Übergänge zwischen beiden Formen auftreten können. Die Unterteilung in feuchte und trockene Form ist strenggenommen eine Beschreibung der makroskopischen Befunde. Mikroskopisch bilden beide Formen meist ein identisches Bild aus.
Feuchte Form
Die klassische „feuchte Form“ äußert sich in Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle (Bauchwassersucht, Ascites) und/oder Brusthöhle (Pleuraerguss). Die Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle können als Umfangsvermehrung mit Fluktuation meist klinisch diagnostiziert werden. Flüssigkeitsansammlungen in der Brusthöhle können zu schwerer Atemnot führen. Eine Punktion liefert eine gelbliche, fadenziehende, viskose Flüssigkeit. Die Tatsache, dass es sich hierbei um ein proteinreiches Exsudat handelt, welches in seiner Erscheinungsform recht typisch ist, ist ein wesentliches diagnostisches Kriterium.
Die „trockene Form“ äußert sich in knotigen Veränderungen, vor allem im Bauchraum. Auch das Gehirn, die Augen, die Organe der Brusthöhle oder lediglich die Haut können betroffen sein. Je nach Organlokalisation können gelbliche Schleimhäute (Ikterus), Augenerkrankungen, Anämie oder neurologische Erscheinungen auftreten.
Ein klinischer Anfangsverdacht ist bei jedem Fieber bei einer jüngeren Katze (jünger als sechs Jahre), das nicht auf eine Antibiose anspricht, gegeben.
Positive
Rivalta-Probe (zur besseren Darstellung blau eingefärbt)
Bei der feuchten Form sind die Flüssigkeitsansammlungen sowie ein vermehrter Gehalt an Globulinen im Blut (Hyperglobulinämie) bereits deutliche Indizien. Bestimmte Veränderungen des Blutbildes (mittlere bis schwere Anämie, Neutrophilie und Leukopenie) sind weitere Verdachtsmomente.
Folgende weiterführende diagnostische Testmethoden sind möglich:
Coronavirus
Antikörperschnelltest. Rechts Kontrollbande, links positive Nachweisbande
Fadenziehende
Konsistenz der Punktatflüssigkeit
Messung
der Dichte eines Bauchhöhlenpunktats einer FIP-Katze mittels Refraktometer
Eine Kombination verschiedener Verfahren erhöht die diagnostische Aussagekraft. Eine Bestimmung der durch Hämolyse freigesetzten Laktatdehydrogenase (ein Enzym, das Laktat in Pyruvat umwandelt) kann einen weiteren Hinweis auf die Erkrankung geben, ebenso die die Bestimmung der bei Katzen meist durch FIP verursachten Erhöhung des Bauchspeicheldrüsenenzyms alpha-Amylase.
Während für die feuchte Form ein Antigennachweis im Erguss als beweisend gilt, ist die trockene Form nur schwierig nachzuweisen. Die Nachweismethoden 4-7 (siehe feuchte Form) sind ebenfalls möglich, allerdings gilt bislang nur der pathohistologische Nachweis als aussagekräftig für das Vorhandensein der FIP. Ein Nachweis der Antikörper in Gewebsproben (Bioptat) von Lunge, Leber, Niere und Lymphknoten gilt als beweisend, es gibt aber eine Kreuzreaktion mit der harmlosen FCoV-Variante. Ein PCR-Test zum Virusnachweis in Geweben ist ebenfalls kommerziell erhältlich.
Problematisch ist, dass es bislang keine eindeutige molekularbiologische Charakterisierung der beiden Coronavirus-Varianten gibt, die eine sichere Unterscheidung erlaubt. Von allen diagnostizierten FIP-Erkrankungen beträgt der Anteil der trockenen Form lediglich 17 Prozent, was aber zu einem Gutteil wahrscheinlich durch die schwierige Diagnostizierbarkeit der Krankheit bedingt ist. Eine sichere Diagnose ist bei der trockenen Form nur mittels einer Biopsie und anschließendem immunhistochemischen Nachweis möglich.
Bei der recht typischen feuchten Form müssen andere Ursachen für eine Bauchwassersucht und/oder einen Pleuraerguss ausgeschlossen werden. Hierzu zählen vor allem eine Herzerkrankung, Proteinmangel im Blut (Hypoproteinämie), Stauungsergüsse durch Tumorerkrankungen, Blutungen oder eine bakterielle Pleuritis bzw. Peritonitis; seltener eine Streptotrichose (eitrige bakterielle Pleuritis, die Flüssigkeit ist hier aber bräunlich-trüb) oder eine Ruptur des Ductus thoracicus (Chylothorax). Ein Großteil dieser Erkrankungen kann aufgrund des hierdurch bedingten relativ geringen Proteingehaltes des Ergusses (Transsudat) recht einfach ausgeschlossen werden.
Bei therapieresistentem Fieber und/oder knotigen Veränderungen müssen Feline Leukämie, Immundefizienzsyndrom der Katzen, Panleukopenie, Lymphosarkome, Yersiniose, und die Tyzzersche Krankheit in Betracht gezogen werden.
Eine klinisch manifeste FIP führt unweigerlich binnen weniger Wochen zum Tod, da es noch keine Behandlungsmöglichkeit gibt. Lediglich eine symptomatische Therapie kombiniert mit einer Immunsuppression ist möglich. Daneben bestehen Hinweise, dass sich eine zusätzlich zur immunsuppressiven Therapie durchgeführte Behandlung mit felinem Interferon vorteilhaft auf die Überlebenszeit auswirken kann.
Die Impfung gegen FIP wird kontrovers diskutiert. Prinzipielles Problem ist hierbei, dass eine systemisch applizierte Vakzine bei den verwendeten Stämmen die Gefahr der Entstehung einer FIP durch das Impfvirus in sich birgt, das Impfvirus mit dem Feldvirus vermengt werden kann und eine antikörperabhängige Immunverstärkung auftreten kann. Das Ziel des verfügbaren Impfstoffes ist daher die Erzeugung einer lokalen Immunantwort auf zellulärer Ebene und auf Basis von lokalem IgA im Bereich der Eintrittspforte der Viren im Nasen-Rachenbereich. Daher wird die Vakzine in die Nase eingetropft. Die lediglich lokale Wirkung der Vakzine ist hierbei dadurch gewährleistet, dass sich der Impfstamm nur bei einer Temperatur von 31 °C vermehren kann. Bei bereits FCoV-positiven Tieren (auch durch die harmlose Variante) versagt das Prinzip der Impfung. Sie ist daher nur bedingt zu empfehlen. Sinnvoll ist sie bei seronegativen Katzen in größeren Beständen sowie einzeln in Wohnungen gehaltenen Tieren, die durch zufälligen Kontakt mit eingeschlepptem Virusmaterial (z. B. Kot an den Schuhen der Besitzer) infolge des massiven „Virusloads“ in ihrer Immunantwort überfordert wären. Die Schutzwirkung des Impfstoffs (Primucell FIP®) erbrachte in klinischen Studien sehr unterschiedliche Resultate. Je nach Studie wurde eine Effizienz zwischen 0 (für keine Schutzwirkung) und 75 Prozent angegeben. Entgegen einigen Meinungen birgt die Impfung aber auch kein gesteigertes Risiko einer Erkrankung für die Tiere in sich.
Den Versuch, die Ausbreitung der harmlosen Ausgangsvariante des Virus zu verhindern, verfolgt das Konzept des „Early Weaning“ (engl., frühes Absetzen), das 1992 von Addie & Jarrett vorgestellt wurde. Hierbei wird die trächtige Mutterkatze zwei Wochen vor der Geburt von anderen Katzen isoliert und die Geburt und Jungkatzenaufzucht strikten Hygienebedingungen unterworfen. Mit fünf bis sechs Wochen werden die Kätzchen von der Mutter abgesetzt und von ihr getrennt, weil sie nur bis zu diesem Zeitpunkt durch mütterliche Antikörper geschützt sind und danach von ihr das Virus übertragen bekommen könnten. Im Gegensatz zu Erfolgen in Großbritannien, bei denen alle Jungkatzen anschließend FCoV-seronegativ waren, ließ sich dieses Resultat in einer deutschen Studie nicht reproduzieren.
Eine praktikablere Strategie besteht in der Verminderung des Infektionsdruckes innerhalb des Katzenbestandes. Das Prinzip besteht darin, die potentiell krankmachenden FCoV-Viren lediglich soweit wie möglich auszudünnen und ist mit einfachen hygienischen Methoden bereits durchführbar. Als mögliche Maßnahmen werden empfohlen:
Die FIP wurde ab 1954 vermehrt in den USA beobachtet, obwohl Einzelberichte vermutlicher FIP-Fälle sich bereits ab 1914 finden lassen. 1963 verfasste Jean Holzworth erstmals eine ausführlichere Arbeit, 1966 wiesen Wolfe und Griesemer den infektiösen Charakter der Erkrankung nach und gaben eine detailliertere Beschreibung. 1968 wurde von Zook et al. bei experimentell mit der Krankheit infizierten Katzen das Virus erstmals elektronenmikroskopisch nachgewiesen. Die Tatsache, dass es sich bei dem Erreger um ein Coronavirus handelt, wurde seit 1970 vermutet, jedoch erst 1976 gelang der Nachweis des Erregers (Osterhaus et al.) und seine Vermehrung in einer Zellkultur (Pedersen). Ab 1977 wurde der Erreger zunächst „FIP-Virus“ (FIPV) genannt. 1979 wurde der erste ELISA-Test zum Nachweis von Antikörpern entwickelt. 1981 beschrieben Pedersen et al. erstmals das weit verbreitete Vorkommen des felinen enteralen Coronavirus (FECV) und zeigten die große Ähnlichkeit zum FIPV. 1987 stellte Pedersen die Hypothese auf, dass FECV und FIPV ein gemeinsames Virusspektrum darstellen und sich lediglich hinsichtlich ihrer Virulenz unterscheiden. 1998 gelang seiner Arbeitsgruppe (Vennema et al.) der Nachweis, dass das FIPV lediglich eine Mutation des FECV darstellt. Ab 2000 setzte sich der Begriff Felines Coronavirus (FCoV) als Erregerbezeichnung durch.
Erste experimentelle Versuche zur Impfstoffentwicklung gehen auf die frühen 1980er Jahre zurück. Versuche mit verschiedenen Impfstämmen (heterologes Virus, 1979, 1984,1988; homologes virulentes Virus, 1983; homologes attenuiertes Virus, 1983; Vaccinia-Virus-Rekombinanten, 1990, 1992) brachten keine nachweisbare Schutzwirkung und führten sogar zu Impferkrankungen, welche sich teilweise im Sinne einer antikörperabhängigen Immunverstärkung (s. u.) manifestierten. Der erste sichere kommerzielle Impfstoff wurde 1991 von Pfizer hergestellt.
Mit dem Auftreten von SARS und der 2003 gemachten Entdeckung, dass es sich beim Erreger um ein Coronavirus handelt, kamen das FCoV und andere tierische Coronaviren in den Verdacht, für diese schwere Atemwegserkrankung des Menschen verantwortlich zu sein. Das FCoV zeigt in der Nukleotidsequenz große Übereinstimmungen zum SARS-Virus (Stavrinides J, Guttman DS, J Virol. 2004; 78: 76-82). Diese Vermutungen haben sich jedoch nicht bestätigt.
Wichtigste Symptome und Befunde:
Befund | Anzahl der Katzen (%) |
Fieber | 63% |
Apathie | 58% |
Abmagerung | 56% |
Dehydration (Entwässerung) | 42% |
Anämie | 38% |
Bauchumfangsvermehrung | 36% |
Ikterus (Gelbsucht) | 27% |
Augenveränderungen | 15% |
Dyspnoe (Atemnot) | 12% |
Neurologische Störung | 10% |
Lymphadenopathie | 8% |
Quelle: "Krankheiten der Katze" von Marian C. Horzinek, Vera Schmidt, HansLutz, S.125
Typisches FIP- Screening einer an FIP erkrankten Katze:
Elektrophorese | Ergebnis | Referenzbereich | Einheit |
Gesamteiweiß | 10.5 | (5.7-9.4) | g/dl |
A/G | 0.35 | (>0.76) | |
Albumin | 25.8 | (45.0-60.0) | % |
a1-Globulin | 7.0 | (4.0-14.0) | % |
a2-Globulin | 9.1 | (7.0-12.0) | % |
ß-Globulin | 16.3 | (16.0-31.0) | % |
y-Globulin | 41.8 | (10.0-28.0) | % |
Blutbild | Ergebnis |
Referenzbereich |
Einheit |
Leukozyten | 14.9 | (6-11) | G/l |
Erythrozyten | 4.08 | (5-10) | T/l |
Hämoglobin | 4.82 | (9-15) | g/dl |
Hämatokrit | 16.0 | (30-44) | % |
MCV | 40.0 | (40-55) | fl |
HbE | 12.0 | (13-17) | pg |
MCHC | 30.0 | (31-35) | g/dl |
Thrombozyten | 185.0 | (180-550) | G/l |
Differential-Blutbild | Ergebnis | Referenzbereich | Einheit |
Basophile Granulozyten | 0 | (0-1) | % |
Eosinophile Granulozyten | 0 | (0-4) | % |
Stabkernige Granulozyten | 11 | (0-4) | % |
Segmentkernige Granulozyten | 79 | (60-75) | % |
Lymphozyten | 6 | (25-30) | % |
Monozyten | 4 | (0-5) | % |
atypische Zellen | 0 | (negativ) | |
Anisozytose | + | (negativ) | |
Polychromasie | 0 | (negativ) | |
ALT | 122.0 | (bis 70) | U/l |
Bilirubin | 2.9 | (bis 0.3) | mg/dl |
Coronavirus-Antikörpertiter | 1:800 | (negativ) |
Quelle: "Tierärzte Krone", Nr.1 Januar 2003
Hoffnungsschimmer bei FIP (Stand 08/2004):
Gegen FIP war bisher keine wirksame Therapie bekannt; nun ist es japanischen Wissenschaftlern gelungen, vier von zwölf Katzen, die vermutlich FIP hatten (100% nur nachweisbar wenn das Tier verstorben ist), zu heilen.
Zu Beginn der Behandlung spritzten die Wissenschaftler die Wirkstoffe Glukokortikoiden und felinem Interferon in Kombination einmal täglich. Sobald die Katzen keine Symptome mehr zeigten, wurden sie nur noch einmal wöchentlich mit den Medikamenten versorgt. Auch nach zwei Jahren der Therapie zeigten die Katzen keine Rückfälligkeit und können so als geheilt bezeichnet werden. Somit kann man sagen, dass eine 30% Heilungschance besteht und sich damit ein Versuch lohnt.
2) FIV
Obwohl das FIV-verursachende
Virus mit dem AIDS-Virus des Menschen verwandt ist, besteht bei
einer an FIV erkrankten Katze keine Gefahr für den Menschen. Die
Übertragung des Feline-Immunschwäche-Virus ist noch nicht 100%ig
geklärt, sicher ist jedoch, dass die Übertragung durch Bisse
stattfindet. Freilaufende und gerne raufende Katzen sind also
besonders gefährdet. Der Ausbruch der Krankheit kann erst Jahre
nach der Ansteckung erfolgen. Das Virus befällt das Lymphsystem
der Katze, d.h. die Immunabwehr wird geschwächt. Häufige
bakterielle Infektionen in Verbindung mit Durchfall und
zentralnervösen Störungen können auf diese Immunschwäche
hindeuten. Durch die Vielfalt der Krankheitsursachen ist eine
schnelle Diagnose nicht möglich; diese kann erst einige Wochen
nach der Infektion über einen Bluttest mit Nachweis der Antikörper
gegen FIV erfolgen.
Es gibt bis heute keine Möglichkeit der Behandlung von FIV-erkrankten
Tieren. In den USA wurde nun erstmals die Lizenz für die
Vermarktung eines Impfstoffes vergeben. In Deutschland ist dieser
jedoch noch nicht verfügbar.
3) Giardien
Was sind Giardien?
Die Giardien gehören unter
den Einzellern zu der Gattung der Flagellaten (Geißeltierchen) und bilden dort
eine eigene Gattung. Flagellaten zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen oder
mehrere Kerne sowie Geißeln als Bewegungsorganellen besitzen. Man unterscheidet
vegetative Stadien (Trophozoiten) von Dauerformen (Zysten). Giardien sind
mikroskopisch kleine Durchfallerreger von birnenförmiger Gestalt.
Giardien besitzen 2 Kerne, 8 Geißeln sowie eine sog. Haftscheibe. Auf der
Bauchseite der Trophozoiten befindet sich eine Haftscheibe mit dem sie sich an
der Dünndarm- und/oder Dickdarmschleimhaut festhalten können. Sie dringen also
nicht in das Gewebe ein, sondern vermehren sich millionenfach auf der Oberfläche
der Darmschleimhaut und können diese dadurch auch zerstören. Um andere Lebewesen
befallen zu können, umgeben sich jeweils zwei Trophozoiten mit einer schützenden
Hülle, zweiteilen sich in vier Kerne und lassen sich als Zyste mit dem Kot nach
außen transportieren.
Entwicklung
Man unterscheidet generell zwei Lebensformen. Die erste Lebensform sind die sogenannten Trophozoiten. Sie sind die im Darm von z.B. Katzen lebenden Formen. Aus ihnen entsteht bzw. sie bilden dann die zweite Lebensform - ansteckende Zysten - die mit dem Kot ausgeschieden werden. Werden die Zysten von einer Katze oder einem Mensch oral aufgenommen entstehen im Körper wieder Trophozoiten, welche dann wieder die zweite Lebensform bilden. Ein ständiger Kreislauf ....
Trophozoiten im Darm müssen nicht unbedingt eine Krankheit auslösen. In diesem Fall spricht man von einem "symptomlosen Träger" der Giardien, welcher Zysten ausscheidet, jedoch selbst keine Erkrankungserscheinungen zeigt.
Der Nachweis von Zysten im Kot gelingt erstmals frühestens 5 Tage (-16 Tage) nach der Infektion.
Überlebensfähigkeit der Zysten
Diese Zysten sind in der Aussenwelt über einen Zeitraum von ca. 3-4 Wochen infektiös und werden auf fäkal-oralem Weg auf neue Wirte übertragen. In kaltem Wasser überleben die infektiösen Zysten ca. 2 Monate. Sie sind (leider) auch gegenüber jeglichen Desinfektionsmitteln widerstandsfähig. Giardia-Zysten können in der Aussenwelt nur effektiv mit einem Heißdampfstrahler bekämpft werden, da sie erst ab ca. 70 Grad abgetötet werden können.
Symptome
Meist werden Jungtiere befallen aber auch alte Katzen mit anderen schweren Grundkrankheiten. Aufgrund des entweder noch nicht richtig ausgebildeten Immunsystems oder eines geschwächten Immunsystems sind diese Katzen nicht "stark" genug, die Giardien zu eliminieren. Im Normalfall wird eine Infektion durch das Immunsystem nach wenigen Wochen spontan eliminiert. Lokal produzierte oder durch Muttermilch aufgenommene IgA Antikörper wirken schützend, indem sie die Fähigkeit der Giardien, sich an die Darmschleimhaut zu heften, blockieren. Weiterhin wirken die IgA Antikörper als Zellgift auf die Trophozoiten. Chronische Infektionen findet man oft in Verbindung mit einer Hypogammaglobulinämie (Gammaglobulinmangel im Blut - feststellbar durch Serumelektrophorese).
Falsche Ernährung der Katzen, wie z.B. kohlenhydratreiches Futter (und hierzu zählen alle Trockenfuttersorten) mit Veränderungen der Darmflora begünstigen die Krankheit, die durch akuten oder chronischen mit wechselweise auftretendem dünnflüssigem bis breiigem - mitunter auch mit Blut-geflecktem - Durchfall einhergeht. Aber auch Erbrechen bis hin zu Fieber kann die Folge einer Erkrankung sein.
Diagnose
Der Nachweis von Giardien-Trophozoiten ist sehr schwer. Der Nachweis kann nur in ganz frischem Durchfallkot oder aus einer Spülprobe direkt aus dem Darm erfolgen. Die Trophozoiten sterben an der Luft innerhalb weniger Minuten. Deshalb ist der Nachweis von Trophozoiten mittels des zur Verfügung stehenden Testverfahrens heute nicht mehr anzuraten.
Der Giardien-Zysten-Nachweis gelingt etwas einfacher. Allerdings werden die Zysten nicht regelmäßig ausgeschieden, so dass man für diese Art des Nachweises mindestens den Kot pro Katze von 5-7 Tagen sammeln sollte. Es gibt zwei Testverfahren die Zysten im Kot nachzuweisen: Die Anreicherung durch Flotation mit dem MIFC-Verfahren oder der indirekte Antigennachweis (der jedoch wesentlich teurer ist und ca. 20-25 Euro kostet). In beiden Fällen muss beachtet werden, dass die Zystenausscheidung erst 2-3 Tage nach Diarrhoebeginn erfolgt.
Lange Zeit wurde der Antigennachweis aus Kostengründen nicht durchgeführt, jedoch findet er heute in den deutschen Laboren immer öfter Verwendung, weil er die sicherste Methode darstellt, Zystem im Kot nachzuweisen. Mit dem ELISA-Antigennachweis können selbst geringe Befallsraten ermittelt werden. Der Test basiert auf den Grundlagen eines Antigen-‚Capture‘-ELISA und dient dem Nachweis von Giardia-spezifischem Antigen in Kotproben. Ist der ELISA-Antigen-Test positiv ist der Befall als sicher anzusehen.
Nach der Giardien-Behandlung sollte erneut ein Test erfolgen. Wird der ELISA-Antigentest verwendet sollte ein erneuter Test erst 4 Wochen nach der Behandlung durchgeführt werden, da der Antigentest nicht zwischen toten und lebenden Zysten unterscheiden kann. Laboklin äussert sich hierzu wie folgt:
Im Antigentest werden Giardien selbst nachgewiesen (bzw. ihre Bruchstücke, dazu müssen Giardien selbst aber vorhanden gewesen sein). Da eine Behandlung die Giardien nicht auflöst sondern sie abtötet können Bruchstücke - auch von toten Giardien - noch ausgeschieden werden.
Therapie
Grundsätzlich und für alle Medikamente gilt: Alle Katzen und ggfs. weitere Tiere im Haushalt (z.B. Hunde) müssen mitbehandelt werden. Die Ansteckungsgefahr bei Giardien darf niemals unterschätzt werden! Und man darf auch nicht vergessen: Giardien gehören zu den Zoonosen und können auch beim Menschen schwere Krankheitsverläufe auslösen. Eine Reinfektion von Mensch zu Tier und von Tier zu Mensch ist leicht möglich.
In Deutschland stehen von schulmedizinischer Seite zwei Medikamente zur Behandlung zur Verfügung:
Flagyl®,
Clont® (Wirkstoff:
Metronidazol)
Dosierung: 25-30 mg/kg Körpergewicht 2x täglich über 5-10 Tage
Darreichungsform: Tabletten
Leider ist Metronidazol sehr schwierig zu handhaben, weil die Tabletten fürchterlich schmecken (die Katzen speicheln danach sehr stark) und nicht jeder Besitzer in der Lage ist, 2x täglich die Tabletten zu verabreichen.
Metronidazol tötet die Giardien nicht. Es hemmt die Vermehrung.
Panacur (Zulassung in Bezug auf die Giardien nur für Hunde) (Wirkstoff: Febendazol)
Panacur ist das Mittel der Wahl bei Giardien!!
Dosierung: 50 mg/kg
KGW 1x täglich über 5 Tage - 3 Tage Pause - Wiederholung der Gabe über 5 Tage -
ggfs. - wenn die Katze weiter Durchfall hat - nach 3 Tagen nochmalige Gabe über
5 Tage sowie nach 4-6 Monaten
Darreichungsform: Panacur steht in
Tablettenform aber auch als
Pet-Paste zur Verfügung
Panacur ist geschmacksneutral und deshalb ist die Gabe relativ einfach.
Giardien haben die Möglichkeit, sich in die Galle eines Lebewesens zurückzuziehen. Dort kann man sie mit Medikamenten, die über den Darm wirken, nicht erreichen. Deshalb sollte man nach einer Pause von 3 Tagen die Panacur-Gabe wiederholen.
Auf beide Medikamente haben sich allerdings bereits Resistenzen gebildet und man kann leider nur von einer Wirksamkeit von ca. 70 - 75 % ausgehen. Beide Medikamente greifen nicht nur die Parasiten sondern auch die Darmflora an. Deshalb sollte zeitgleich während der Behandlung sowie mindestens 3-4 Wochen nach der Behandlung die Darmflora mit natürlichen Darmbakterien unterstützt werden. Ein bewährtes Mittel ist z.B. Bactisel-Pulver (auch als Gel erhältlich, dieses ist aber nur für Hunde zugelassen). Weiterhin kommt es durch die Schädigung der Darmflora durch die Giardien und durch die Medikamente meist zu einer massiven Überbevölkerung gram-negativer Keime (Colis, Proteus, etc.) und meist helfen da dann nur noch Antibiotika im Anschluß an die Behandlung. In der Schulmedizin hat sich hier Rota TS mite bewährt.
Ein weiteres Mittel kann Kolloidales Silber sein. Verabreicht über 10 Tage Kolloidales Silber (50 ppm, 2 x täglich je 0,7 ml pro kg Körpergewicht; per Spritze aufgezogen, aufgefüllt mit Wasser, damit das Silber auf schnellem Weg in den Darm gelangt, direkt ins Mäulchen; zeitversetzt verabreichen etwas Vitamin C, da das Silber dann besser aufgenommen wird). Innerhalb von wenigen Tagen stoppt der Durchfall.
Dosierung: 50 ppm, 2 x täglich je
0,7 ml pro kg Körpergewicht; 2x täglich 10 Tage - 5 Tage Pause - Wiederholung
der Gabe über 10 Tage
Eine mögliche
Bezugsquelle für Kolloidales Silber ist z.B.
www.lucky-land.de
Der Katzenschnupfen kann durch eine große Anzahl unterschiedlicher Erreger übertragen werden, z.B. durch verschiedene Bakterien, durch Chlamydien und Mykoplasmen und durch Viren (Calici-, Herpes- u.a.). Zur Infektion kommt es durch Speichelübertragung beim gegenseitigen Putzen oder Beschnuppern oder durch Kontakt mit den verschiedenen Sekreten des erkrankten Tieres. Nach 1-5 Tagen sind die Anzeichen des Katzenschnupfens zu erkennen. Träge, matte Tiere mit Fieber neigen dann zu häufigem Niesen und zu Appetitlosigkeit infolge von entzündeten Mund- und Nasenschleimhäuten. Augen- und Nasenausfluß stellen sich ein, die Lymphknoten können anschwellen. Besonders anfällig für den Katzenschnupfen sind abwehrgeschwächte Tiere und Jungtiere. Um Komplikationen zu vermeiden, sollte man bei den ersten Anzeichen der Krankheit sofort den Tierarzt aufsuchen. Erkrankte Tiere sollen in einem gesunden Raumklima ohne Kälte, Zugluft und geringer Luftfeuchtigkeit untergebracht werden. Eine möglichst schon bei Jungtieren vorzunehmende Impfung ist ratsam, obwohl sie nicht gegen alle Erreger wirksam ist.
5) Katzenseuche
Die Katzenseuche (auch Feline Infektiöse Enteritis (FIE), Panleukopenie oder Parvovirose genannt) wird durch einen Virus hervorgerufen, der nicht nur auf der Katze selbst lebensfähig ist. Der Mensch kann den Virus an den Schuhen in die Wohnung einschleppen und auch reine Wohnungskatzen können dann daran erkranken. Der Virus wird durch den Mund aufgenommen und befällt verschiedene Organe, besonders oft die Darmschleimhaut. Die Ansteckungsphase dauert etwa 4-6 Tage, danach bekommt die Katze Fieber und zeigt Appetitlosigkeit und Erbrechen. Wässriger bzw. blutiger Stuhlgang kommen dazu. Durch den hohen Flüssigkeitsverlust trocknet die Katze schnell aus und die Augen fallen ein. Die Katzenseuche kann innerhalb kürzester Zeit zum Tode führen. Manchmal kann eine rechtzeitige Behandlung das Leben der Katze retten, sicherer ist jedoch die regelmäßige Schutzimpfung. Bei Jungtieren sollten zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen verabreicht werden, danach ist jährlich eine Wiederholungsimpfung fällig.
6) Leukose/FeLV
Die Leukose ist eine sehr infektiöse Systemerkrankung der Katze, die durch das Feline Leukosevirus (FeLV) ausgelöst wird. Beschrieben wird die Erkrankung schon im Jahre 1979, man nimmt aber an, daß sie sehr früh entstanden ist. Da einst im alten Ägypten (Pharaonenzeit) die Katzen vorwiegend als Mäusevertilger eingesetzt wurden und es eine ähnliche Erkrankung bei Mäusen und Ratten gibt, nimmt man an, daß eine Virusmutation bei der Katze eingetreten ist. Der Virus in einer artspezifischen Form läßt sich beim Hausschwein, beim Rind und auch beim Pferd nachweisen. Eine direkte Übertragung auf den Menschen besteht z.Z. nicht, jedoch kann man eine sehr nahe Verwandschaft zum HIV (Aids) nachweisen.
Eine Mutante dieses Virus ist das feline Sarkovirus, das sehr bösartige Sarkome, ausgehend von Bindegewebszellen aller Art (Mundschleimhaut), auslöst.
Das FeLV gehört zur Familie der Retroviren (genau wie beim FIV) und zur Subfamilie der Oncoviren. Das eigentliche Virus ist rund und besitzt auf der Oberfläche "Spikes" (das ist wichtig, damit man die Erkrankung versteht), die knopfartige Glycoproteine tragen. Glycoproteine kann man als "Zuckereiweiße" übersetzen. Es gibt viele besondere Arten von Glycoproteinen. In diesem Fall ist es das Glycoprotein 70 (Gp 70) und das Protein 15 (p 15).
Glykoproteine regen immer zur Bildung von Antikörpern an. Beim Menschen kennt man das aus der Bildung von Antikörpern gegen Kinderkrankheiten z.B. Masern, Windpocken, Keuchhusten, etc. Auch hier werden Antikörper gebildet, die das Virus inaktivieren. Wichtig, denn so kann von der Katze das FeLV bei genügender Eigenabwehr bekämpft werden, ohne daß es zu einem Ausbruch der Erkrankung kommt; danach besteht eine lebenslange Immunität.
Die Infektion der Leukose entsteht durch die Anhaftung des FeLV an die Zelloberfläche. Danach dringt das Virus durch die Zelloberfläche ins Innere der Zelle und stößt einen Stoff (RNS) aus. Danach wird eine Kopie der DNS des Virus gebildet und in die Erbinformation der infizierten Zelle eingebaut. Das heißt, daß die katzeneigene Zelle jetzt Viren produziert.
Diese Viren werden nun u.a. mit dem Speichel ausgeschieden. Daraus ergibt sich, daß eine Ansteckung erfolgt über:
Da das Virus aber auch Eigenschaften der Katzenzelle angenommen hat, besteht nun eine außerordentliche Ansteckungsgefahr. Bei der heutigen gehäuften Katzenpopularisation auf engem Raum kann man davon ausgehen, daß eine infizierte Katze alle anderen ansteckt.
Das Virus setzt sich in den Lymphknoten fest, vermehrt sich, die Lymphknoten schwellen an. Ist die Katze gesund, hat sie genügend Abwehrkräfte, d.h. wenn das Tier regelmäßig entwurmt wurde, keine Endo- und Ektoparasiten hat, streßfrei gehalten wurde, abwechslungsreiches, nahrhaftes Futter erhielt und an keinen anderen Krankheiten (Schnupfen) litt, dann ist es in diesem Stadium möglich, daß die Katze das Virus aus eigener Kraft eliminiert und eine lebenslange Immunität erhält. Die Antikörper können dann im Blut nachgewiesen werden. (Antikörpertest beim Tierarzt ist positiv, was aber auch irrtümlich für eine Infektion gehalten werden kann).
Bei einer Serumuntersuchung kann man allerdings keine Antigene nachweisen! Deshalb muß man bei Leukoseverdacht oder vor einer Impfung immer einen Antigennachweis erbringen.
Reicht aber die Immunität der Katze nicht aus, dann entsteht in diesem Stadium die Virämie, die sich im Blut des Tieres abspielt. In diesem Stadium kann man das Virusantigen mit verschiedenen Untersuchungen nachweisen. Sofern sich jetzt eine Immunität ausbildet, kann das Virus nach einigen Wochen wieder aus dem Blut verschwinden, so daß die Untersuchungen zum Nachweis des viralen Antigens im Blut negativ werden.
Bildet sich keine Immunität aus, ist die Folge, daß sich eine fortschreitende Infektion ausbreitet und es werden zahlreiche Organe befallen. Besonders betroffen sind die Drüsen, Speichel-, Tränen- und Duftdrüsen. Die Viren werden jetzt ausgeschieden. Die Viren wandern aber auch ins Knochenmark und in die inneren Organe, wo sie sich stark vermehren. Es entsteht z.B. eine Leber-, Nieren- und Milzschwellung. Diese Vergrößerung läßt sich im Röntgenbild nachweisen. Deswegen sollte man beim Tierarzt immer darauf bestehen, vor einer Behandlung oder bei Leukoseverdacht eine Röntgenaufnahme des Tieres zu machen. Im Knochenmark kann sich das Virus abkapseln und im Blut dann nicht mehr nachweisbar sein. Hier kann es über Jahre, ohne Symptome zu machen, ruhen.
Unter geeigneten Bedingungen wie Schwächung der Katze bei z.B. Vermehrung oder bei Streß, bricht es durch, macht dann vielseitige Symptome und ist wieder hoch infektiös.
Das Virus enthält 3 Antigengruppen:
Anhand des Gp 70 kann das Virus in die Subgruppen A,B und C unterteilt werden. Antikörper gegen Gp 70 inaktivieren das Virus.
Sie sind in den infizierten Zellen und im Blutplasma mit Elisa- oder IFA-Tests nachweisbar.
Auch gegen diese Antigene können Antikörper gebildet werden. Sie führen jedoch nicht zur Ausbildung einer Immunität, sondern zu einer Schwächung des Immunsystems. Die Antikörperbildung ist sehr hoch, verzehrt unnötig durch die ständige Neubildung viel Kräfte des Tieres und steigert den Stoffwechsel des Tieres erheblich (Schwächung des Katzenorganismus).
Jetzt kann man es beobachten, daß die Erkrankung durchbricht und unspezifische Symptome macht.
Als besondere Möglichkeit kann auch bei der Leukose ein Zelloberflächenantigen , das Feline Oncorna Cell Membrane Associated Antigen (FOCMA), entstehen. Es findet sich auf den bösartig entarteten Zellen. Dabei kann aber der FeLV- oder FeSV-Antigen-Test positiv oder negativ sein. Auch gegen FOCMA können Antikörper gebildet werden (FOCMA-Antikörper). Katzen mit FOCMA-Antikörpern sind gegen die Entwicklung von tumorösen einschließlich leukämischen Krankheitsformen geschützt, nicht aber gegen degenerative, entzündlich wuchernde oder immunschwächende Krankheiten (FeLV-bezogene Krankheiten).
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie sich die Infektion bei der Katze äußern kann:
Durch die Immunschwäche kann bei einer anhaltend infizierten Katze die Virusvermehrung überhand nehmen und zu einem Ausbruch der tumorösen oder aber der FeLV-ausgelösten und unterstützten Krankheiten führen. Seit der Entdeckung des FIV wird eine bedeutende Gefahr in der Infektion mit diesem Virus gesehen. Auch kann eine Cortisonbehandlung das Gleichgewicht zwischen der Virusvermehrung und der Antikörperbildung erheblich beeinflussen. Andererseits kann sich die Produktion von Antikörpern gegen die inneren Antigene richten und einen toxischen Effekt auslösen. Eine Nierenentzündung kann z.B. so entstehen.
Sie kann jahrelang, manchmal auch zeitlebens, ohne Erscheinungbild vorhanden sein, andererseits bei einer Immunschwächung in eine tumoröse Form übergehen. (FeLV-unterstützte Krankheitsbilder). Es erkranken aber jährlich etwa 50% der Katzen klinisch. Tiere, die viele Jahre lang eine klinisch stumme Infektion hatten, können im höheren Alter negative Testergebnisse bekommen. Das ist auf die Bildung von ausreichend vielen Antikörpern zurückzuführen. Allerdings können sie auch schnell wieder infektös werden, wenn das Immunsystem geschwächt wird (Streß, Schnupfen, Durchfall). Dann brechen Krankheiten hervor, die von der FeLV unterstützt werden.
Virämische Katzen, die keine Zeichen von Erkrankung haben, bleiben aber Virusausscheider und stecken andere Tiere an. Sie müssen isoliert werden!
Sie können ebenfalls klinisch stumm bleiben, aber auch an einer FeLV-unterstützten Krankheit erkranken. Allerdings nie an tumorösen Formen. Für die Praxis ist die Bestimmung der FOCMA-Antikörper von keiner großen Bedeutung, da diese Tiere nur an FeLV-unterstützten Krankheiten erkranken, die Stellung der Diagnose aber Schwierigkeiten macht, da man sie von den anderen Formen nicht unterscheiden kann.
Zu ihnen werden folgende Erkrankungen gerechnet:
Bösartig entartete Zellen der Haut, Schleimhaut, des Lungen-, Nieren- und Lebergewebes.
Da die Leukose heute eine sehr weit verbreitete Katzenerkrankung ist, sollte jeder Halter bei therapieresistenten Erkrankungen an die Infektion mit FeLV denken. Jedes FeLV-infizierte Tier sollte isoliert werden. Zwar ist nicht erwiesen, daß sich der Mensch anstecken kann, jedoch vermehrt sich das Virus sowohl auf tierischen als auch auf menschlichen Zellkulturen. Menschen, besonders aber Säuglinge mit einer Schwächung des Immunsystems, sollten zu den infizierten Katzen keinen Kontakt haben.
Die Lebensaussichten einer leukosekranken Katze sind ungünstig bis aussichtslos. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Therapie, doch ist in einem fortgeschrittenen Stadium mit Symptommanifestation eine Heilung zweifelhaft. Gute Aussichten auf Heilung bestehen nur, wenn man die Krankheit sehr früh erkennt (bis zu wenigr als 1 Jahr nach Infektion). Da jede Katze jährlich geimpft werden sollte, ist es dem Tierarzt möglich, das Gebiß zu überprüfen (Zahnfleischentzündung deutet auf eine Leukoseinfektion hin) und die Lymphknoten abzutasten (bei einer Vergrößerung sollte ein Leukose-Test durchgeführt werden). Freigänger sollte man in jedem Fall impfen lassen, wenn sie noch FeLV-negativ sind.
Ferner sollte man bei einem Neuerwerb einer Katze - und sei es eine Rassekatze vom Züchter - sofort testen lassen, und zur Sicherheit nach 6 Wochen erneut. Oft beraten die Tierärzte den Halter nicht, weil die Leukoseimpfung gesetzlich nicht vorgeschrieben ist (so aber Katzenschnupfen und Katzenseuche), und eine Aufklärungspflicht nicht besteht. Oft scheuen auch die Halter sich vor den anstehenden Kosten (ca. 60 DM der Test und ca. 90 DM die Impfungen), auch möchte der Tierarzt seine zukünftigen "Kunden" nicht verlieren.
Verantwortungsvolle Katzenbesitzer müssen schon dem Tierarzt unzweifelhaft klarmachen, daß ihnen das Leben ihres Haustieres, mit dem sie ja 16 Jahre zusammenleben wollen, mehr wert ist als die jährlichen Kosten der Impfungen.
Entdeckt man rechtzeitig die FeLV-Infektion dann habe ich mit einer speziellen Therapie besonders gute Erfolge gehabt. Diese Therapie wurde an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München von Prof. Anton Mayr entwickelt und Frau Dr. Diana Hörber aus Dinkelsbühl schrieb ihre Doktorarbeit darüber.
Sie testete in ihrer Kleintierpraxis 489 Katzen auf Leukose. 133 Tiere waren FeLV positiv, das sind etwa 19%. Von diesen 133 Katzen machten 47 einen völlig gesunden Eindruck. 86 Tiere zeigten unterschiedlich schwere Krankheitszeichen.
Gleichzeitig stellte die Tierärztin fest, daß 95% der gesunden Katzen regelmäßig geimpft wurden und nur 14% unter Wurmbefall litten. Bei den Leukose-Katzen hingegen war über die Hälfte verwurmt und nur 17% wurden regelmäßig geimpft.
Dies scheint auch ein Hinweis darauf zu sein, daß Tiere, die regelmäßig entwurmt und gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche und Tollwut geimpft werden, weniger anfällig für eine Leukoseinfektion sind.
Ist der Leukose-Test negativ, kann sofort geimpft werden.
Erkrankungen, die während der Therapie auftreten, müssen sofort behandelt werden. So kann es z.B. oft zu Abszessen kommen. Diese Abszesse gehen meist von den Lymphknoten aus. Dies kann ein Zeichen dafür sein, daß das Baypamun das Immunsystem so stabilisiert, daß die Katze die Viren dort bekämpfen kann, wo sie sich gehäuft aufhalten und das sind die Lymphknoten. Bevorzugte Bereiche sind der Hals und der Beckenbereich, rechts oder links neben den Schwanzwurzel. Der Halter muß darauf achten!.
Die Therapie wird aber während der Behandlung von anderen Erkrankungen nicht unterbrochen!
Eine kranke Katze erhält solange zweimal wöchentlich eine Injektion, bis sie genesen ist. Meist wird das binnen 2 bis 3 Wochen sein. Dann nur noch 4 Wochen lang 1 Injektion in der Woche. Ist dann der Leukose-Test negativ, kann auch dann geimpft werden.
Wer sicher gehen will, der kann dann nach 6 Monaten einen Antigen-Test durchführen lassen. Die Katze aber, die den Besuch beim Tierarzt über 6 Wochen lang hat ertragen müssen, wird nicht sehr begeistert sein. Da man ja sowieso danach jährlich wegen der Impfung in die Praxis muß, läßt sich ein Sicherheitstest auch dann durchführen.
Man schätzt, daß heute etwa 70% aller "Stadtkatzen" leukoseinfiziert sind. Bei der "Landbevölkerung" beträgt hingegen die Infektionsrate nur 30%.
7) Tollwut
Die Tollwut ist eine Krankheit, die nicht allein katzentypisch ist. Sie wird durch einen Virus hervorgerufen, der durch den Speichel bzw. Bißverletzungen übertragen wird. Hunde und Katzen werden meist durch Wildtiere mit dem Virus infiziert, hauptsächlich durch Füchse. Infizierte Tiere verhalten sich zuerst ziemlich normal, erst nach Wochen bzw. Monaten kann es zu den typischen Symptomen der Tollwut kommen. Dazu zählen Speicheln, Juckreiz und Bißwut. Die Krankheit ist auch auf den Menschen übertragbar. Als einziger Schutz gegen die Tollwut ist die regelmäßige Impfung zu empfehlen. Die volle Wirkung des Impfschutzes ist vier Wochen nach der Impfung erreicht und hält dann ca. weitere elf Monate. Eine jährliche Impfung ist also ein sicherer Schutz für freilaufende Katzen.