
Erbkrankheiten
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Erbkrankheiten
1) GM1-
und GM2-Gangliosidose
Die
Gangliosidosen gehören zu einer Gruppe von Erbkrankheiten, die
man als "lysosomale Speicherkrankheiten" bezeichnet.
Lysosomen sind
bestimmte Bereiche innerhalb der Zelle, in denen viele wichtige
Stoffe ab- bzw. umgebaut werden. Moleküle, die diese Ab- bzw.
Umbauarbeit leisten, nennt man Enzyme. Bei einer lysosomalen
Speichererkrankung werden die Stoffe, die aufgrund eines
Enzymmangels nicht weiterverarbeitet werden können, in den
Lysosomen abgelagert. Im Fall der Gangliosidosen kommt es zu
einer Anreicherung von Gangliosiden (Fett-Zucker-Verbindungen) in
den Zellen des Gehirns. Dadurch werden lebenswichtige
Zellfunktionen im Gehirn gestört, was zu schweren
Krankheitssymptomen führt.
Die
Gangliosidosen kommen in zwei verschiedenen Formen vor. Beide
Erkrankungen äußern sich durch Symptome wie Kopfzittern sowie
eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der Hinterbeine bis hin
zur Lähmung. Die GM1-Gangliosidose wird durch einen ererbten
Mangel des Enzyms ß-Galactosidase verursacht. Bei ihr beginnen
die neurologischen Symptome etwas später (ca. 3 Monate) und
schreiten langsamer fort. Bei der GM2-Gangliosidose fehlt das
Enzym ß-Hexosaminidase, das Krankheitsbild zeigt sich in der
Regel früher und verschlimmert sich schneller. Obwohl beide
Formen der Gangliosidose ganz ähnliche Symptome aufweisen,
werden sie durch völlig unterschiedliche genetische Fehler
zweier verschiedener lysosomaler Enzyme hervorgerufen. Diese als
Mutationen bezeichneten genetischen Fehler beruhen auf einer Änderung
im genetischen Code.
Das tückische
an diesen beiden Erkrankungen ist, dass sie verdeckt (autosomal
rezessiv) vererbt werden. Der Erbgang der Gangliosidosen folgt
hierbei den strikten Regeln der Vererbungslehre. Ein Individium
erbt immer eine Genkopie von der Mutter und eine vom Vater. Bei
einem rezessiven Erbgang verhält es sich so, dass Katzen, die
nur eine Kopie des Krankheitsgens tragen, klinisch gesund, aber
Anlageträger sind. Anlageträger selbst werden diese Krankheit
nie bekommen, aber sie vererben das "kranke" Gen mit 50%iger
Wahrscheinlichkeit an ihre Nachkommen weiter. Nur wenn zwei
Kopien des "kranken" Gens (von Vater und Mutter)
vorhanden sind, bricht die Erkrankung unübersehbar aus. Verpaart
man Anlageträger miteinander, werden rein statistisch 25% der
Nachkommen an der Gangliosidose erkranken, 50% die Erbanlage
tragen und 25% frei von dem Krankheitsgen sein.
Auch bei einer
Verpaarung von Erbgesunden und Anlageträgern ist Vorsicht
geboten. Es können zwar keine Nachkommen an der Gangliosidose
erkranken, aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% Anlageträger
hervorgebracht werden. Hierbei kann das "kranke" Gen
unwissentlich in der Katzenpopulation verbreitet werden.
Während gängige Labortests wie Urintests oder
Enzymuntersuchungen keine eindeutige Identifikation von Anlageträgern
erlauben, bietet der DNA-Test der LABOKLIN GmbH die Möglichkeit,
zweifelsfrei Anlageträger von gesunden und klinisch kranken
Katzen zu unterscheiden. Weitere Informationen finden Sie direkt
bei der LABOKLIN GmbH.
Wissenschaftlich nachgewiesen und dokumentiert
ist die Gangliosidose bei Katzen der Rasse Korat. Im Hinblick auf
die unauffälligen Anlageträger sollten deshalb alle
Koratkatzen, mit denen gezüchtet wird, auf GM1- und GM2-Gangliosidose
per DNA-Test untersucht werden, auch wenn dieses Krankheitsbild
bisher nicht aufgetreten ist. Bei einem negativen Testergebnis können
die Tiere mit ruhigem Gewissen zur Zucht eingesetzt werden. Die
Katzen müssen vor der Untersuchung per Mikrochip gekennzeichnet
werden, um die Testergebnisse zuordnen zu können.
Quelle: Direktinfo LABOKLIN GmbH
2) PKD (Polycystic
Kidney Desease)
Bei der PKD
handelt es sich um eine autosomal dominant vererbbare
Nierenerkrankung. In den neunziger Jahren wurden die Studien über
PKD bei Katzen verstärkt, da sich dort (hauptsächlich bei
Perserkatzen) PKD-Fälle häuften. Bei PKD handelt es sich um
einen Zystenbefall der hauptsächlich die Nieren betrifft,
vereinzelt aber auch Zysten im Uterus und in der Leber hervorruft.
Die Zysten sind von Geburt an vorhanden, sind jedoch da noch zu
klein, um sie zu diagnostizieren. Bei ca. 10 Monate alten Katzen
kann man sie jedoch mit 98%iger Sicherheit diagnostizieren, wenn
man die Mindestanforderungen der Ultraschallgeräte beachtet (Schallkopf
mind. 7,5 MHz). Die Zysten können mit zunehmendem Alter der
befallenen Tiere wachsen und damit die Nieren vergrößern und zu
Nierenfunktionstörungen bzw. Nierenversagen führen. Die PKD ist
nicht heilbar. Äußerliche Anzeichen bei der Katze sind
Appetitlosigkeit, großer Durst, erhöhte Urinabgaben und
Gewichtsverlust. Bei manchen Tieren verstärkt sich das Wachstum
der Zysten nie oder erst spät im Leben und die Katzen können
trotzdem ein hohes Alter erreichen.
Eine
Identifizierung durch DNA-Tests ist z.Zt. noch nicht möglich,
PKD kann nur durch Ultraschalluntersuchungen diagnostiziert
werden. Dazu muß der Unterleib der Tiere rasiert werden. Da die
Zysten oft schwer erkennbar sind, sollte man auf erfahrene
Bediener des Ultraschallgerätes achten. Zur sicheren
Identifizierung der Tiere müssen die Katzen gechipt sein. Die
Untersuchung dauert ca. 15-30 Minuten und ist eventuell mit einer
kleinen Narkose verbunden.
Die am häufigsten
von PKD befallene Katzenrasse ist die der Perserkatzen. Rassen,
in die Perserkatzen eingekreuzt wurden folgen lt. Untersuchungen
der Uni Gießen auf den nächsten Plätzen. Man erhält eine PDK-freie
Perserzucht, indem man alle Zuchttiere testen und die positiven
Tiere sofort kastrieren läßt. Da PKD nicht ansteckend ist, können
die kastrierten Tiere weiter unter den PKD-freien Tieren leben.
Da es nach dem TSchG §11b verboten ist, dass man mit Tieren züchtet,
bei denen damit gerechnet werden muß, dass es zu Erbschäden bei
den Nachkommen kann, muß man bei der Zucht mit nicht PKD-freien
Tieren mit strafrechtlicher Verfolgung wegen Qualzucht rechnen.
3) Hüftgelenksdysplasie
(HD)
Was ist es
wirklich?
Hüftgelenksdysplasie
ist ein verhältnismäßig allgemeines Leiden bei Hunden, aber
bis vor kurzem fast ungehört in der Katzenwelt.
Es ist ein Defekt des Hüftgelenks, meistens spezifisch ein
Fehlen des Kopfstücks des Oberschenkelknochens (oberer
Schenkelknochen) um genau in die Beckenpfanne, genannt Acetabulum
(ausgesprochen Ass-uh-tab-u-lum), zu passen.
Wenn der Abstand nicht eng genug ist, reiben die beiden Flächen
übermäßig gegeneinander, verursachen Schmerzen und am Ende
Osteoarthritis (akute/chronische Knochengelenksentzündung). Wenn
die Muskeln keine ausreichende Kraft haben, den Abstand zwischen
dem Acetabulum und dem Kopfstück des Oberschenkelknochens
beizubehalten, wird Dysplasie auftreten.
Wann bemerke ich
das Problem bei meiner Katze?
Hüftgelenksdysplasie
ist nicht ab Geburt augenscheinlich, da alle Jungtiere mit
normalen Hüfgelenken geboren werden. Das Gelenk besteht aus drei
einzelnen Knochen, verbunden mit Knorpel. Wenn das Jungtier
heranreift, wird der Knorpel allmählich durch Knochen ersetzt,
bis ein festes Gelenk geformt ist. Wenn das Jungtier in der Zeit
des Stillens beginnt, sich herumzubewegen und schließlich zu
spielen, wird das Gewicht die Muskeln, die versuchen den
Oberschenkelknochen eng in der Beckenpfanne zu halten, unter
Spannung setzen. Wenn diese Muskeln nicht mit der Knochenmenge
gleich stark sind, wird das Gelenk beginnen, sich zu verformen.
Normalerweise wird das Gelenk im Alter von sechs Monaten
empfindungsfähig und das Humpeln wahrnehmbar.
Diese Symptome brauchen nicht in Erscheinung zu treten, bevor die
Katze sechs oder sieben Jahre alt ist. Eine Widerwilligkeit,
Bewegungen auszuüben, ist normalerweise das erste Anzeichen.
Eine einigermaßen sichere Diagnose ist ab einem alter von 24
Monaten möglich.
Welche Rassen sind
am anfälligsten dafür?
Dieser Defekt ist
augenscheinlich bei großen schwerknochigen Tierrassen, kann aber
bei jeder Rasse vorkommen. Es ist offensichtlicher bei sehr
schwerknochigen Rassen, weil das geringere Verhältnis von
Muskeln zu Knochen dem Kopfstück des Oberschenkelknochens
erlaubt, sich aus der Hüftpfanne zu drehen, schließlich
verursacht, die Pfanne zu verformen und kleinere Splitterbrüche
auftreten.
Dieses zeigt sich dann in lähmendem Schmerz und Humpeln. Bei
leichteren Rassen, mit einem höheren Verhältnis von Muskeln zur
Knochenmenge, bewegt sich das Hüftgelenk nicht so viel herum und
deshalb treten diese Verletzungen und Deformationen nicht oder
viel weniger heftig auf.
Das bedeutet nicht, daß der Defekt nicht vorhanden ist, nur weil
biomechanisch das geringere Gewicht weniger Beanspruchung des
Gelenks verursacht. Deshalb wird allerdings die Beckenpfanne
nicht abgenutzt und verformt.
Wir können bei Katzen vermuten, daß Siamesen potentiell weniger
wahrscheinlich die Symptome von Dysplasie zeigen würden als
Perser, Maine Coon oder andere sehr schwere Katzenrassen.
Dysplasie kann vorhanden sein, wird aber nicht nach außen
gezeigt, wenn die Katze leicht genug gebaut ist, so daß das
Gelenk nicht beansprucht wurde.
Genetische
Faktoren
Die genetischen
und umgebungsbedingten Faktoren, die Dyspläsie mit sich bringen,
sind noch nicht vollständig erörtert, besonders weil der Defekt
in der tierärztlichen Katzenliteratur so selten identifiziert
wurde. Die Faktoren enthalten das genetische Erbe der
abflachenden Beckenpfanne oder eines deformierten
Oberschenkelhalsknochens, die Physik der Verteilung des Gewichts
und der Stärke der Muskeln, welche die Bewegung der Beine
kontrollieren.
Es ist kein einzelnes Gen, welches für die Hüftgelenksdysplasie
verantwortlich ist. Statt dessen gibt es allmähliche eine Anhäufung
von genetischen Faktoren.
Wenn Katzen mit einigen geringfügigen Abflachungen der
Beckenpfanne zusammen verpaart worden sind, beginnen sich mehr
Faktoren anzuhäufen. Die nächste Generation wird einige
Jungtiere zeigen, die vollkommen frei sind, einige mit einigen
geringfügigen Abflachungen wie die Eltern und einige mit einer
größeren Abflachung.
Dieser Verlauf ist so gefährlich, daß allmählich, bis das
starke Hinken auftritt, der Züchter keine Ahnung haben wird, daß
er nach und nach das Skelett und die Muskulatur mit jeder
Generation verändert hat.
Wenn der Defekt einen variablen Ausdrucksgrad von milder bis
schwerer Dysplasie hat, muß die Aufklärung des Defekts ein
notwendiger Prozeß sein. Katzen von verdächtigen Linien mit
milder oder ohne Dysplasie, durch einen amtlich bestätigten
Spezialisten bestimmt, sollten die einzigen Katzen sein, die für
die Zucht gebraucht werden.
Wie kann meine
Katze auf HD untersucht werden?
Ein erfahrener örtlicher
Tierarzt schickt Röntgenaufnahmen von allen Subjekten, die für
den Defekt anfällig sind, an die Hüftgelenksdysplasie-Registrierungsstelle.
Ein Grad von Dysplasie wird festgesetzt und eine Bescheinigung an
den Eigentümer geschickt. Dieses System ist nicht leicht zu überlisten,
weil jedes Tier eine Nummer in einem Hauptregister erhält. Der
Grad der Dysplasie wird in 7 verschiedenen Kategorien
festgehalten - excellent, good, fair, borderline, mild, moderate,
severe. Eine Katze sollte nur dann zur Zucht eingesetzt werden,
wenn einer der ersten drei Grade festgestellt werden kann.
Gibt es eine
Behandlung?
Es gibt keine
Behandlung für diese Krankheit, welche die gesamte normale
Funktion wiederherstellen würde. Die Behandlung, die am häufigsten
empfohlen wird, ist eine chirurgische Hüfttransplantation. In
dieser Operation wird der Kopf des Oberschenkelknochens entfernt
und eine nichtrostende Stahlprothese an den Stumpf angeheftet
oder angeschraubt. Dieses Verfahren versagt oft nach einem Jahr
oder mehr. Noch vor kurzem hatten einige Tierärzte Erfolg mit
dem einfachen Entfernen des Kopfstückes des Oberschenkelknochens.
Auf diese Weise wird die Schmerzquelle ausgesondert. Das ist außerdem
sehr viel preiswerter und erfordert weit weniger postoperative
Pflege als eine Hüfttransplantation. Trotzdem es schrecklich
klingt, hält die existierende Muskulatur den verbleibenden
Stumpf des Oberschenkelknochens an der richtigen Stelle, was
relativ schmerzfreie Bewegung erlaubt, obwohl nicht länger mit
gerader Haltung. Manchmal kann das Entfernen unbedeutender
Muskeln, Pectineus Myotomy (operative Muskeldurchtrennung)
genannt, helfen. Einige Medikamente vermindern die Schmerzen, bei
älteren Tieren, 8 - 10 Jahre alt, hilft oft eine Einschränkung
der Bewegung bei der Verringerung der Schmerzen.
von Colleen Power
("Persian News", 06/92), übersetzt von Chris Braun
("Our Cats", 10/98), ergänzt durch Stefan Groenveld (9/99)
4) Feline Hypertrophic Cardiomyopathy (HCM)
Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist eine durch eine konzentrische
Hypertrophie des Ventrikels gekennzeichnete Erkrankung des Herzmuskels. Die HCM
ist die am häufigsten diagnostizierte Herzerkrankung bei Katzen. Wesentliche
Krankheitszeichen sind eine Verdickung der Wand der linken Herzkammer (Ventrikel),
die sowohl global als auch regional sein kann, eine Verdickung der
Papillarmuskeln, eine systolische Vorwärtsbewegung der Mitralklappe (systolic
anterior movement, SAM), schließlich eine Vergrößerung der linken Herzkammer und
letztendlich Herzschwäche und Herzversagen.
Der Tod durch HCM kann durch drei Mechanismen erfolgen: durch plötzlichen
Herztod, wie z. B. durch Rhythmusstörungen und Kammerflimmern, durch
Herzversagen (Symptome sind Herzrasen, beschleunigte Atmung, Kurzatmigkeit,
Lungenödem und Pleuraerguss) oder durch Thrombenbildung, einerseits im linken
Vorhof durch abnorme Blutflüsse und den Rückstau des Blutes mit Erweiterung des
Vorhofs und verlangsamtem Blutfluss, andererseits in der Kammer bei hochgradiger
Erweiterung und Herzschwäche. Die Thromben im Vorhof können abgelöst und in den
arteriellen Kreislauf verschleppt werden (so kommt der sog. Sattelthrombus an
der Aufzweigung der Becken- und Beinarterien mit Lähmung der Hinterbeine
zustande). Die echokardiographische Untersuchung war bisher die einzige
Möglichkeit, die Krankheit sicher zu diagnostizieren. Diese Untersuchung ist
allerdings erst im Alter von einigen Jahren sinnvoll, wenn bereits krankhafte
Veränderungen des Herzens aufgetreten sind.
Die Vererbung der HCM folgt einem autosomal dominanten Erbgang
mit variabler Ausprägung der Symptome.
Ergänzung: Inzwischen gibt es in Deutschland die
Möglichkeit, eine eindeutige Identifikation von Anlageträgern durch einen
DNA-Test für zwei Gen-Mutationen A31P und A74T (MYBPC3) vorzunehmen. Zu diesem
Thema gibt es unterschiedliche Auffassungen in der Fachwelt.
1 ) Stellungnahme:
Von der
Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München
wurde eine Studie zu den beiden in Deutschland verfügbaren Gentests auf HCM bei
Maine Coons durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, dass der Gentest nichts bringt.
Die Studie ergab, dass Maine Coons mit HCM genauso häufig positiv im Gentest
getestet werden, als Maine Coons ohne HCM. Deshalb lohnt sich die Investition in
einen Gentest einfach nicht. Im Folgenden haben wir das Ergebnis der Studie
abgedruckt, die am letzten Wochenende im Rahmen eines Vortrags auf einem
Fachkongress für Tiermediziner in Giessen präsentiert wurde.
Genetische Assoziation der A31P- und
A74T-Polymorphismen mit der felinen hypertrophen Kardiomyopathie bei der Maine
Coon
C. Schinner, K. Weber,
K. Hartmann, G. Wess, Abteilung für Kardiologie der Medizinischen
Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
Einleitung: Die
hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist die häufigste feline
Herzerkrankung mit autosomal dominantem Erbgang und variierender Penetranz. Die
A31P- und A74T-Polymorphismen (SNPs) im kardialen Myosin binding protein C3-Gen
(MYBPC3) werden derzeit als kausale Mutationen bei Maine Coon-Katzen angesehen.
In der Praxis weichen
Ultraschalldiagnosen häufig vom Genotyp ab. Von züchterischer sowie
tierärztlicher Seite ist unklar, wie mit herzgesunden Genotyp positiven Katzen
verfahren werden soll. Ziel der Studie waren deshalb die Evaluierung der
klinischen Assoziation beider SNPs sowie die Beurteilung der klinischen
Validität bereits vermarkteter Gentests.
Material und
Methoden: 83 Maine Coon-Katzen und 68 Katzen unterschiedlicher Rassen
gingen in die Studie ein. Weibliche Tiere mussten älter als 36 Monate, männliche
älter als 24 Monate sein. Der Phänotyp „herzgesund“ oder „HCM“ musste eindeutig
zuzuordnen sein. Die Phänotypisierung erfolgte mittels Herzultraschall, die
Genotypisierung mittels Taqman® Genotyping Assays.
Ergebnisse:
21,13% der herzgesunden Tiere waren im Gentest positiv für den A31P-
und 32,84% für den A74T-SNP. 75% der HCM-Gruppe trugen das gesunde Allel
bezüglich des A31P- und 50% bezüglich des A74T-SNPs. Die Allelfrequenzen
unterschieden sich zwischen den Phänotypgruppen nicht signifikant. Anhand der
vorliegenden Studienpopulation bestand kein Hinweis, dass bereits vermarktete
Gentests einen prädiktiven Wert besitzen. Eine computergestützte Proteinanalyse
ordnete die Auswirkung der SNPs auf das Protein als benigne ein. Der
A31PPolymorphismus ist spezifisch für Maine Coons, während der
A74T-Polymorphismus auch bei anderen Katzenrassen vorkommt.
Schlussfolgerungen: Mit der untersuchten Patientenzahl wurde keine
Assoziation zwischen der HCM und den untersuchten Polymorphismen gefunden. Der
Goldstandard für die Zuchtauslese besteht weiterhin in der jährlichen
echokardiographischen Untersuchung.
2 ) Stellungnahme:
Stellungnahme
zur HCM-Studie der Münchner Arbeitsgruppe (Abteilung für Kardiologie der
Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians- Universität München) unter
Berücksichtigung weiterer vorliegender Untersuchungsergebnisse.
28. Februar 2008
Die HCM (hypertrophe Kardiomyopathie) gehört zu den am weitesten verbreiteten
genetisch bedingten Krankheiten bei Katzen. In der Vergangenheit konnten
genetische Anlageträger für diese Erkrankung erst nach Ausbruch einer HCM durch
eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden. Da ein negativer
Ultraschallbefund nichts genaues über die mögliche genetische Veranlagung eines
Tieres bezüglich der HCM aussagt, können solche negativen Tiere auch nicht als
Träger von HCM-Mutationen erkannt werden und vom Züchter bei der Zuchtplanung
entsprechend berücksichtigt werden. Da viele Anlageträger bereits vor der
Ausprägung einer HCM im Zuchteinsatz sind, können sich Mutationen so ungehindert
in der Population ausbreiten, und so zu einer Zunahme der HCM führen. Ferner
gibt ein Ultraschallbefund keine Informationen über die genetische Konstellation
hinsichtlich einer Rein- oder Mischerbigkeit. Für die züchterische Planung einer
Anpaarung also kein wirklich befriedigendes Ergebnis.
Für die Rasse Main Coon wurden bislang 2 HCM-Mutationen im MYBPC3-Gen
beschrieben, die A31P-Mutation (Meurs et al. 2005) und die A74T-Mutation (Nyberg
und Koch et al. 2007). Beide Mutationen werden in diesen Arbeiten im
Zusammenhang mit der Entstehung einer HCM gesehen.
Anlageträger dieser Mutationen zu sein bedeutet offensichtlich nicht
zwangsläufig das "Todesurteil " für ein Tier. Es werden immer wieder Tiere, auch
ältere, gefunden, die diese Mutationen tragen und keine (oder noch keine)
Symptome einer HCM zeigen. Umgekehrt findet man Tiere, die diese beiden
Mutationen nicht tragen und trotzdem an HCM erkrankten. Ein deutliches Indiz,
dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere Mutationen geben muss.
In der Veröffentlichung von Meurs et al. 2005 wurden 23 Tiere
einer HCM belasteten Familie (16 mit Symptomen und 7 ohne Symptome) sowie 100
HCMfreie Tiere einer Kontrollgruppe analysiert. Alle 16 betroffenen Tiere wiesen
die A31P Mutation auf, bei keinem der 7 HCM-freien Tiere sowie der HCM-freien
Tiere aus der Kontrollgruppe wurde die Mutation nachgewiesen. Ebenfalls wurde
nachgewiesen, dass bei den betroffenen Tieren eine mengenmäßig signifikante
Verringerung des mutierten MYBPC3-Proteins gegenüber dem normalen Protein
auftrat.
Computergestützte Strukturanalysen zeigten klare Veränderungen in der Struktur
den MYBPC3 Proteins, funktionelle Einflüsse der Mutation bezüglich einer
unzureichenden Integration des MYBPC3 Proteins in das Sarkomer (kleinste
funktionelle Einheit der Muskelfibrille) wurden ebenfalls nachgewiesen. Damit
kann sehr wohl eine Bedeutung der Mutation für die Funktion des Herzmuskels als
wahrscheinlich angesehen werden.
Nyberg und Koch (2007) beschreiben eine weitere Mutation (A74T)
im MYBPC3- Gen. In der Arbeit wurden 204 Maine Coons untersucht, 24 Tiere hatten
HCM und 19 waren klinisch auffällig. Die Autoren geben die Wahrscheinlichkeiten
an HCM zu erkranken für homozygote (A31P) Tiere mit einem Odd-Faktor von 16.2
und für homozygote (A74T) Tiere mit einem Odd-Faktor von 7,6 an. (Ein Odd Faktor
gibt die Chance an, bei Vorliegen eines Risikofaktors eine Krankheit zu
bekommen. Der Odd-Faktor ist also ein Wert für die Größe eines Risikos. Ein Wert
größer 1 bedeutet, dass der Faktor einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko
hat.) Da die Untersuchten Tiere mir 2,2 Jahren im Durchschnitt sehr jung waren,
könnten diese Werte sogar noch unterschätzt sein.
Die Untersuchungen von Nyberg und Koch (2007) zeigten, dass diese beiden
Mutationen nicht die einzige Ursache für das Entstehen der HCM sein können; ca.
50% der HCM Fälle ließen sich nicht auf diese Mutationen zurückführen. Dieses
Resultat deckt sich auch mit unseren Erfahrungen aus den zahlreichen
Untersuchungen der Vergangenheit. Es tauchen immer wieder HCM erkrankte Tiere
auf, bei denen sich keine der beiden Mutationen nachweisen lässt. Dies erlaubt
aber keinesfalls die Schlussfolgerung, dass die beschriebenen Mutationen ohne
Bedeutung für die HCM sind.
Die Ergebnisse der Dissertation von Frau Schinner (2008) aus
der Münchner Arbeitsgruppe (Abteilung für Kardiologie der Medizinischen
Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München) liegen bislang nur
oberflächlich in Form einer kurzen Zusammenfassung eines Vortrages (InnLab
Tagung 02.-03.02.2008, Gießen) vor und müssen nach Publikation natürlich noch
kritisch gewürdigt werden. In wie weit aus dem angegebenen Zahlenmaterial und
den Computersimulationen die Schlussfolgerung abgeleitet werden kann, die
Mutationen zeigen keinerlei Zusammenhang zur HCM-Erkrankung, bleibt derzeit
abzuwarten. Da sich die Resultate im Widerspruch zu den vorgenannten Arbeiten
befinden, sind hier sicherlich noch weitergehende Untersuchungen erforderlich.
Den Ultraschall als Goldstandard (das jeweils beste Handeln bezüglich einer
Krankheit) zu bezeichnen, mag hinsichtlich der medizinischen
Untersuchungsmöglichkeiten, eine HCM festzustellen, angebracht sein (er zeigt,
richtig angewandt, eindeutig das Vorliegen einer HCM). Aus genetischer Sicht und
somit für die Zuchtauslese, ist er sicherlich nicht der ultimative Goldstandard,
da ein negativer Befund keine sichere Aussage über die tatsächliche genetische
Veranlagung macht, eine HCM im Laufe des Lebens doch noch auszuprägen. Und so
können Anlageträger, die im Ultraschall unauffällig sind, unter Umständen sehr
lange neue HCM-Anlageträger erzeugen.
Zusammenfassung und Fazit
Die Arbeiten von Meurs et al. 2005 zeigen eine Assoziation der A31P-Mutation zur
HCM, ebenfalls weisen die Berechnungen von Nyberg und Koch (2007) eine
Risikowahrscheinlichkeit auf, an HCM zu erkranken, wenn die beschriebenen
Mutationen vorliegen. Damit stehen die Ergebnisse von Schinner et al. 2008.
einstweilen im Widerspruch zu den übrigen genannten Arbeiten.
Die Angaben aus den Computersimulationen hinsichtlich der Einflüsse der
Mutationen auf die Funktion des Proteins sind ebenfalls widersprüchlich.
Funktionelle Veränderungen des Proteins aufgrund veränderter
Aminosäuresequenzen, verursacht durch die Mutationen, sind aber wahrscheinlich,
was Meurs et al. 2005 durch verändertes Verhalten des Proteins auch gezeigt hat.
Aufgrund der bislang nur unzureichend zur Verfügung stehenden Daten der
'Münchener Studie' die genetischen Untersuchungen der Mutationen auszusetzen ist
zum gegenwärtigen Zeitpunkt riskant und kontraproduktiv und hätte die fatalen
Folgen, dass die bislang erzielten Erfolge bei den Bemühungen, die Frequenz der
Mutationen in der Katzenpopulation zu reduzieren, innerhalb kurzer Zeit zunichte
gemacht würden.
Dr. Volker Wagner Biofocus Gesellschaft für biologische Analytik mbH Berghäuser
Str. 295 D-45659 Recklinghausen
3 ) Stellungnahme (Stand
03/2010):
Katzenherzen
Die hypertrophe
Kardiomyopathie (HKM,HCM) ist die häufigste Herzerkrankung der
Katze. Sie ist eine erworbene Herzerkrankung, die aber genetisch
bedingt ist. Dr. Jan-Gerd Kresken berichtet über den aktuellen
Stand zur Diagnostik der HCM der Katze und geht der Frage nach,
was vier Jahre Gentest gebracht haben.
Die HCM tritt meistens erst auf, wenn sich
die Katzen bereits im Zuchteinsatz befinden. In der
veterinärmedizinischen Kardiologie gibt es verschiedene
Möglichkeiten, die HCM bei der Katze zu diagnostizieren. Neben
den klassischen Verfahren wie Auskultation, Röntgen, EKG hat
sich die Echokardiografie mit ihren verschiedenen technischen
Möglichkeiten, angefangen von hochauflösenden zwei-dimensionalen
Bildern des Herzmuskels über Dopplerverfahren bis hin zu
Gewebedoppler und Strain-Analysen als Gold- standard etabliert.
Genetische Untersuchung
Diese klassischen
Verfahren zur Diagnostik der HCM wurden Anfang 2006 um die
genetische Analyse erweitert. Ausgang der Forschung nach dem
ursächlichen Gen der HCM war die Arbeit von Dr. Kittleson, der
1999 eine autosomal dominante Vererbung der HCM bei der Maine
Coon mit 100%iger Penetranz postulierte. Die amerikanischen
Kardiologen Dr. Meurs und Dr. Kittleson fanden im Jahr 2005 die
sog. A31P-Mutation (Gen I) im MYBPC3-Gen in ihrer amerikanischen
Maine Coon- Population. Im Jahr 2007 fanden Nyberg und Kollegen
eine weitere Punktmutation A74T (Gen II, Koch- Gen) im Kodon 74
des kardialen MYBPC3- Gens. Ebenfalls 2007 fand Dr. Meurs bei
Ragdoll-Katzen mittels DNA-Sequenzierung eine Punktmutation im
Kodon 820 des kardialen MYBPC3. Es handelte sich um eine kleine
Gruppe von 21 Ragdoll mit der phänotypischen Diagnose HCM.
Fakten zum Stand der
Dinge in der genetischen Untersuchung auf HCM bei der Katze
Erbgang
- Autosomal
dominanter Erbgang nachgewiesen oder vermutet:
• Maine Coon
• American Short Hair
• British Shothair
- Rassedispositionen bestehen bei:
• Maine Coon
• American und British Shorthair
• Norwegische und Sibirische Waldkatze
• Perser
• Ragdolls
• Burmesen
• Türkish Van
• Scottish Fold
• Sphynx
Genmutationen
- Bei der Katze
wurden auf einem Gen (kardiales MYBPC3) nur drei Mutationen
beschrieben:
• A31P
• A74T
• R820W
Häufigkeit der
Genmutationen in verschiedenen Ländern
Die Studien von Dr.
Kathryn Meurs, Washington State University, zeigen, dass 33,6 %
der Maine Coon-Population in den USA Träger einer A31P-Mutation
sind. In einer Studie unserer Arbeitsgruppe Kardiologie in der
DKG-DVG von 2007 wurde ermittelt, dass 30 % von 119 herzgesunden
Maine Coon-Katzen Gentest positiv für den A31P-SNP waren. Eine
gerade erschienene Arbeit der University of Bristol zeigte eine
Prävalenz des A31P bei 193 Maine Coon und des R820W bei 898
Ragdoll-Katzen, die in beiden Katzenrassen bei 30 % lag. Das
bedeutet, dass die Genmutation bei jeder dritten Maine Coon
(A31P) oder Ragdoll (R820W) vorliegt.
Merke: Das Vorliegen
einer Mutation bei einer Katze bedeutet aber nicht automatisch,
dass sie auch an einer HCM erkranken wird! Schon einige Monate
nach Markteinführung des ersten Gentests und der großen
Anfangseuphorie kamen berechtigte Zweifel an der Voraussagekraft
des Gentests auf.
Verhältnis von
HCM-Genotyp zu Phänotyp: „Da stimmt etwas nicht.“
Hierfür gibt es zwei
Gründe
- Katzen mit
homozygotem Test- ergebnis (HCM/HCM) leben!? Dr. Kittleson hatte
einen autosomal dominanten Erbgang mit 100%iger Penetranz
beschrieben. Ein Beweis dafür waren die 33 % tot geborener
Kitten, die er als homozygot vermutete. Insgesamt waren 45 % der
Katzen seiner Population an HCM erkrankt, von denen er annahm,
sie seien folglich genetisch heterozygot. Die Ergebnisse
innerhalb dieser Katzenfamilie waren schlüssig. Nach Einführung
des Gentests gab es plötzlich homozygote HCM-Katzen, die lebten!
Schon diese einfache Tatsache lässt den Rückschluss zu, dass das
Gen bei diesen Katzen keine 100%ige Penetranz oder ausreichende
Expressivität besitzen kann.
- Genetisch negative
Katzen (N/N) sind im Ultraschall sichtbar erkrankt! In den vier
Jahren sahen wir regelmäßig
phänotypisch erkrankte Maine Coon- Katzen, die auf beide
bekannten Gene negativ getestet waren. Eine neuere
bemerkenswerte Publikation von Frau Schinner aus dem Jahre 2008
belegt den Zweifel an dem Wert der HCMGentests für hiesige
Katzen.
A31P (Gen I)
Es wurden 83 Maine
Coons aus Süddeutschland auf die A31P Mutation getestet. 21,7 %
waren im Test positiv, 78,3 % negativ. 83,3 % der genetisch
positiven waren im Ultraschall aber phänotypisch negativ. Nur
16,7 % der genetisch positiven Katzen waren im Ultraschall auch
wirklich betroffen. Von den genetisch negativen getesteten Maine
Coon waren 13,9 % im Ultraschall an HCM erkrankt. Da das Alter
der Tiere über 5 Jahre lag, sind die Zahlen sicherlich sehr
repräsentativ.
Merke: Nur jede
fünfte im Gentest positive Katze war auch herzkrank!
A74T (Gen II)
Hier sind die Zahlen
vergleichbar. Die Mutation A74T wurde bei 35,4 % der 79 Maine
Coon nachgewiesen. 78,6 % dieser Katzen wiesen in der
Echountersuchung keine HCM auf. Andersherum: 76,5 % der an HCM
erkrankten Maine Coon-Katzen trugen das gesunde Allel G/G, was
darauf hinweist, dass von weiteren oder anderen kausalen
Mutationen oder zusätzlichen Einflüssen ausgegangen werden muss.
Merke: Dreiviertel
der an HCM erkrankten Katzen waren genetisch unauffällig!
Da der
A74T-Polymorphismus (Gen II) des MYBPC3-Gens in dieser Studie
wie auch in anderen Erhebungen genauso häufig bei Maine Coon wie
bei anderen Katzenrassen vorkommt, kann es sich hier nicht um
eine Maine Coon-spezifische Mutation handeln. Zudem gibt es
keine Verstärkung des Erkrankungsgrades, wenn A31P (Gen I) und
A74T (Gen II) bei einem Individuum gleichzeitig auftreten. Man
kann also davon ausgehen, dass es sich bei der HCM um eine
genetisch komplexe Erkrankung handelt.
Herzultraschall
Die Echokardiografie
(Herzultraschall) mit ihren verschiedenen
Applikationsmöglichkeiten (Doppler, Tissue-Doppler, Strain und
Strain/rate) ist die beste Methode, eine Hypertrophie der
Herzmuskulatur phänotypisch nachzuweisen. Natürlich gibt es auch
andere kardiologische Verfahren, von denen das Abhören des
Herzens sehr wichtig ist. Das EKG und die Röntgenuntersuchung
sind im Rahmen einer Früherkennung der HCM eher unbrauchbar. Die
Ultraschalluntersuchung ist bei Vorliegen einer Hypertrophie
sehr sensitiv, kann aber bei Katzen ohne Befund die genetische
Belastung und das spätere Auftreten nicht ausschließen.
Merke: EKG und
Röntgenuntersuchung sind für die Früherkennung der HCM eher
ungeeignet.
Grundvoraussetzung –
neben der Erfahrung des Untersuchers – sind Schallköpfe mit
hoher Auflösung (7,5-10 MHz) und hoher Bildfrequenz. Die
Hypertrophie kann sich als symmetrische und asymmetrische
Verdickung der Herzwände und Papillarmuskel darstellen. Fast
immer ist nur die linke Herzkammer davon betroffen. Grundlage
der Diagnostik ist die Messung der Wanddicke in Diastole, der
Herzphase der Muskelerschlaffung. Zunächst wird der Herzmuskel
im 2-dimensionalen Bild in mehreren Ebenen beurteilt. Dann folgt
eine M-Mode-Messung der diastolischen Wandstärke in den
definierten Standardebenen. Ist die Hypertrophie symmetrisch
verteilt, lassen sich die Wandstärkenzunahmen messen und
klassifizieren. Grenzwert für eine normale Wanddicke ist 5,5 mm.
Zwischen 5,5 und 6,0 mm sprechen wir von einem zweifelhaften (equivocal)
Befund. Das hat damit zu tun, dass es in der Literatur zwei
verschiedene Empfehlungen für die Normalwerte der Herzwände bei
der Katze gibt.
Merke: Schwieriger
ist es, asymmetrische (lokale) Hypertrophien der Wände oder
Papillarmuskel außerhalb der Standardebenen zu messen und zu
klassifizieren. Hier ist insbesondere die Erfahrung des
spezialisierten Kardiologen gefragt.
Die
Ultraschalluntersuchung des Herzens auf Hypertrophie hat eine
sehr hohe Sensitivität. D.h., wenn wir im Ultraschall eine
signifikante Wandverdickung sehen, dann handelt es sich um eine
Hypertrophie. Die Hypertrophie ist entweder die Folge eines
primären genetisch bedingten Defekts (HCM) oder die sekundäre
Reaktion auf Blutdruckerhöhung und/oder hormonelle
Veränderungen. Die sekundäre Hypertrophie stellt sich fast immer
als konzentrische (auf alle Zellen gleichmäßig nach innen
gerichtet) symmetrische Verdickung aller Zellen dar.
Empfehlungen für die
Gesundheitsvorsorge
Die
veterinärmedizinische Genforschung hat trotz respektabler
Erfolge es leider noch nicht geschafft, einen Gentest zu bieten,
der aus züchterischer Sicht von Wert wäre. Von den Gentesten
kann man zurzeit nur die Untersuchung auf die Genmutation I
(A31P) empfehlen und das auch nur bei Maine Coon-Katzen aus
Familien, die mit der Maine Coon-Kolonie von Dr. Kittleson
verwandt sind. Diese Gentests (Gen I und II) bei anderen
Katzenrassen, die vermehrt HCM aufweisen (s.o.) durchzuführen,
macht keinen Sinn. Für Zuchttiere ist die regelmäßige
Ultraschalluntersuchung des Herzens zu empfehlen. Aus
juristischen Gründen (§11b TschG) sollte damit vor dem ersten
Zuchteinsatz begonnen werden. Danach empfehlen wir eine
Wiederholung in 1- bis 2-jährigem Abstand. Die Kontrollabstände
hängen vom jeweiligen Ergebnis ab.
Therapie der HCM
Es gibt kein
Medikament, welches die Tendenz zur Hypertrophie aufhält. Da
Stauungen, insbesondere aber Hyperkoagulabilität und
Thrombenbildung des Blutes nur im Ultraschall zu erkennen sind,
ist diese Untersuchung therapiebegleitend durchzuführen.
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5) Patellaluxation:
Es handelt sich um eine
Kniescheibenverlagerung. Patellaluxationen können als Folge von
Traumata (z.B. Oberschenkelbrüchen), chirurgischen Eingriffen
oder auf Grund von kongenitalen Mißbildungen auftreten. Die
Patellaluxation ist eine angeborene Neigung zur habituellen oder
dauerhaften Kniescheibenverrenkung. Die Verlagerung der
Kniescheibe kann nach außen oder innen erfolgen.
Zur
Diagnosestellung ist neben einer Untersuchung des Tieres eine Röntgenuntersuchung
erforderlich.
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